Aus dem Vorwort

 
Buch

Ralf Weber
Das Heuerlingswesen im Oldenburger Münsterland im 19. Jahrhundert

(Veröffentlichungen des Museums im Zeughaus, Stadt Vechta, Band 7)
178 Seiten, Gb., 15,00 Euro
ISBN 978-3-89728-080-9
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Vorwort

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»Von den Armen geht alles mit ihrem Tode unter.
Das Dunkel des Lebens findet seine Entsprechung im Vergessen.«
(Zitiert nach Fischer, Wolfram: Armut in der Geschichte, Göttingen 1982, S.7)

Diese berühmten Sätze des italienischen Historikers Sapori, die sich eigentlich auf die armen Bewohner der italienischen Städte im 13., 14. und 15. Jahrhunderts beziehen, zeigen das grundsätzliche Problem auf, dass die arme Bevölkerung über Jahrhunderte in der Geschichtsschreibung in den verschiedenen Gesellschaften und Kulturen kaum Erwähnung fand. Die Angehörigen der ärmeren Schichten selbst stellten weitestgehend »stumme Zeitzeugen« dar, da nur äußerst wenige schriftliche Quellen von ihnen existierten. Zudem gab es epochenübergreifend generell in der Historiographie kaum Interesse daran, ihre Lebenswelt zu erforschen. Erst im 19. Jahrhundert wurden allgemein vermehrt umfangreichere Schriften über die Arbeits- und Lebenssituation ärmerer Einwohner verfasst.

Dies trifft auch auf die unterbäuerliche Schicht der Heuerlinge zu, die über Jahrhunderte im größeren Ausmaß die ländlichen Gebiete Nordwestdeutschlands bevölkerte und einen maßgeblichen Beitrag zur Kultivierung des dortigen Bodens leistete, aber auf lange Zeit (auch) in der rechts- und agrargeschichtlichen Literatur nicht berücksichtigt wurde, da sie keinerlei Grundbesitz ihr eigen nennen konnte und daher nur eine niedere Stellung in der ländliche Gesellschaft einnahm.

Ein Ziel der vorliegenden Monografie, die eine überarbeitete Fassung meiner Magisterarbeit »… die traurige Lage dieser geringen Leute …« – Die wirtschaftliche und soziale Situation der Heuerleute im Oldenburger Münsterland um die Mitte des 19. Jahrhunderts gemäß den Berichten der Ämter der Kreise Vechta und Cloppenburg darstellt, ist es, einen weiteren Beitrag dazu zu leisten, dass die südoldenburgischen Heuerlinge, die nun schon seit über 50 Jahren nicht mehr existieren, einer breiteren Öffentlichkeit etwas näher gebracht werden.

Dass ich mich entschlossen habe, mich dieser ländlichen Unterschicht zu widmen, ist vor allem ein Verdienst von Herrn Prof. em. Dr. Alwin Hanschmidt. Als ich seinerzeit zum Ende meines Studiums der »Neueren Geschichte« an der Universität Vechta nach einem Thema für meine Abschlussarbeit suchte, war er es, der mir nahelegte, über diesen historischen Gegenstand zu schreiben, auf den breiten Fundus hinwies, den es diesbezüglich im Staatsarchiv Oldenburg gibt, und dann auch als Betreuer meiner Magisterarbeit fungierte. In der nun folgenden langen Zeit intensiver Forschung, akribischer Quellenarbeit und schließlich der Niederschrift der gewonnenen Erkenntnisse spendete er mir Zuspruch, gab mir wichtige Hinweise bzw. Anregungen, war für mich stets erreichbar und hatte für meine Fragen ein »offenes Ohr«. Insgesamt empfand ich es als eine große Ehre und Freude, mit einem ausgewiesenen Kenner der Geschichte Nordwestdeutschlands zusammenarbeiten zu dürfen. Ohne seine Anregung und Mitwirkung wäre diese Arbeit also weder entstanden noch hätte sie die Qualität erreicht, für die sie letztlich ausgezeichnet wurde.

Für die Quellenarbeit waren selbstredend viele Aufenthalte im Niedersächsischen Landesarchiv in Oldenburg unumgänglich. Hier zeigte sich die Belegschaft des Archivs um ihren Leiter, Herrn Prof. Dr. Gerd Steinwascher, mir gegenüber sehr hilfsbereit, freundlich und aufgeschlossen.

Da sich die Fahrten nach Oldenburg für mich mitunter sehr zeitaufwendig darstellten, empfand ich es als eine große Erleichterung, dass es hier in Vechta Institutionen wie die »Heimatbibliothek« des »Heimatbundes für das Oldenburger Münsterlandes«, wo ich so wichtige Quellen wie die Gesetzessammlungen des Herzogtums Oldenburg oder die »Oldenburgischen Blätter« einsehen konnte, und das Archiv des Bischöflich-Münsterschen Offizialats gibt, in dem ich für meine Forschungen wichtige Literatur vorfand. Ausdrücklich lobend erwähnen möchte ich für ihre kompetente Hilfestellung und ihr stetiges Entgegenkommen: Frau Ingrid Arp M.A. und Herrn Markus Instinsky, Oberstudienrat a.D, von der »Heimatbibliothek« und Herrn Peter Sieve M.A. vom »Offizialatsarchiv«.

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